Moravagine malt immer noch.
Mittwoch, 11. Mai 2005
Was soll das denn? Hughtrain Manifesto
Erschreckend und sehr humorvoll an diesem Paper über die spirituelle Erweckung im Marketing ist nicht, dass manche es ernst nehmen könnten.

Sie tun es bereits. Der Bedeutungshorizont wird wieder ganz weit. Nicht mehr so piefig individuell. Wer hat nicht mitansehen müssen, dass seit einigen Jahren diese magische Welt der Spiritisten aller fundamentalistischer Couleur (Christen, Muslime, Juden) sozusagen die gesellschaftliche Mitte repräsentieren wollen.
Gegenaufklärung! höre ich da schon die ersten beflissenen Objektivisten aus den Parkettplätzen gröhlen. Aber wenn wir weiterlesen, dann kommt eine dolle Aufzählung auf Seite 6. Nach dem emotionalen Kapital käme das Expressive Kapital, also der Mehrwert des Mitessers an pickeliger Wange.

Liebe Kinder und Kinderinnen,
lasst es bitte nicht soweit kommen. Ich habe den Verdacht, dass man in einigen Gedankenstübchen - ähnlich den 60er,70er,80er und 90er Shows - eine Comebackshow dessen durchdekliniert, was wir so alles im Abitur, im Studium, in der kurzen Geschichte der Pseudowissenschaften an Bestsellern kennenlernen mussten. Die Hoffnung besteht dann wohl darin die bunten Realitätsförmchen durch die drei- und viereckigen Löcher zu frimeln. Und wenn alle drin sind, lacht das Kind, die Mutter öffnet die Klappe, und das Spiel geht von vorne los.

Kryptonite ist überall. Nicht nur in Marketingetagen! Schauen wir uns doch den Markt der politischen oder sachlichen Expertenmeinungen in den Medien an. Gibt es dort eine Ebene die erkennt, dass vieles Geschreibsel nur Tragegurte für halbseidene und kaum durchdachte Ideen der Menschen sind, die wir eigentlich bezahlen, damit sie unsere Zukunft öffnen, indem sie eine notwendig offene Gegenwart beschützen?

Aber was wäre, wenn man der Kaste der Entscheidungsträger die globale Aufgabe gäbe, vor allem breite Wahlmöglichkeiten im Handeln zu ermöglichen. Das wäre natürlich wenig spiritistisch. Es würde gesellschaftlicher Raum entstehen. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger.

Dass Medien aber nichts zu imitieren hätten, kann man bezweifeln. Fängt doch der deutsche Verlegerverband an, analog zu den Kirchen bei Einstellungsgesprächen die Gesinnung prüfen zu wollen. Damit wären wir wieder bei der seltsamen Schleife zwischen Medien und Kirche vom Anfang. Aber damit ermöglichen sie sich wirklich die schlechten Manieren, die ihren zurzeit nur herbeigeredeten Abschwung (Tarifverhandlungen!) real beschleunigen könnten.

"A bad carpenter blames his tools"

Ich bin gespannt, welche shiny, new tools demnächst auf uns zurollen. Der PC ist es nicht mehr. IPod wird auch bald als dröger Walkman mit denselben leeren Batterien durchschaut. Wieviel Abspielgeräte kann ein Westeuropäer pro Kopf vertragen, ohne einen Bildschirm-, Ohren-,Tastenkoller zu bekommen?

Ich schätze 57 bei den Männern. Bei Frauen bin ich mir nicht sicher, wenn es in Schuhe eingebaut, ist dann sicher 345!

Cheers!

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