Moravagine malt immer noch.
Freitag, 9. September 2005
Übrigens, die Macht und die Rückenkrankheiten...
Es war im Sommer. Politiker hatten gerade die Chance, zu erkennen, dass sie ihrer Sinnkrise durch den Gehorsam Dritter zu entfliehen suchten: da krachte der international anerkannte Rücktrittsexperte mit einer Vertrauenskrise in das drohende Sommerloch.

Viele Radfahrer, die Ihren gekrümmten Rücken für Tage und Wochen von der bandscheibenschädigenden Katzbuckelhaltung erholen wollten, mussten abenteuerliche Anstrengungen in Kauf nehmen, um der politikmüden Bevölkerung Interesse abzuluchsen.

Phrasendrescherei, persönliche Beschimpfungen und nicht zuletzt das Nutzen zufälliger Begebenheiten aus dem Fundus des allerhöchsten Wesens brachten die tumbe Wählerschaft in eine Art Freiheitsrausch. Man würde wählen können: Und zwar das Joch. Und die Farbe sei endlich mal eine andere. Frohlocken allüberall auf den Tannenwipfeln machte sich breit.

Nachdem Heerscharen von professionellen Informationsdealern verpanschte Schlechtnachrichten zum Zwecke der Tarifdiskussionen inflationiert hatten - bedient von führenden kolumbianischen und afghanischen Wirtschaftsinsituten - traute sich ein internationaler Großdealer ungepanschtes Koks zu verteilen:

Deutschland sei unerhört stark in seiner Wirtschaftskraft

und auf dem Titelblatt erschien ein Bundesadler mit dirckem Bizeps.

Jetzt war kein Halten mehr. Die Lemminge stürzten sich in einem wahnwitzigen Anfall von angezogener Handbremse in die jahrzehntelange Starre zurück, die sie zum Glück nie verlassen hatten.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann steigen die Unternehmensprofite noch immer umgekehrt proportional zur Binnennachfrage.

Das kann nur eine Kraft bewirken, das ist der unbewegte Beweger. Denn Macht entsteht nur durch Gehorsam. Und Gehorsam entsteht durch kontinuierliche Beharrung. Mediziner nennen das Sklerose. Jetzt wissen wir auch, warum Rückenleiden die Krankheit Nr. 1 sind.

Wer wirklich Rückgrat beweisen will, der werfe die erste Bandscheibe!

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