Moravagine malt immer noch.
Dienstag, 22. November 2005
Religion macht krank
In einer Studie über die sozialen Auswirkungen von gelebter Religiösität innerhalb von Nationen in Bezug auf Lebensqualität und Gesundheit der Bevölkerung hat der amerikanische Soziologe Gregory Paul Erstaunliches zutage gefördert. Je religiöser eine Gesellschaft organisiert ist, desto weniger funktioniert das Zusammenleben. Den höchsten Grad an Dysfunktionalität im Westen macht er in den christlich-fundamentalistisch geprägten Teilen der USA aus.

Interessanterweise fokussierte sich diese Studie auch auf den neuen Wissenschaftsgott namens Zufall, der ja in Gestalt der Evolutionstheorie in den amerikanischen Schulen stark eingedaämmt wird durch eine Theorie des Kreationismus.
Man kann dem alten Darwin ja einiges vorwerfen, aber dieser kreativen Art von Scharlatanerie gebührt dann doch der Oskar für die abseitigste Grundlage einer Anthropologie, die auf den Engeln fusst.
Ich habe nichts gegen der Glauben an Engel, aber die 256 Himmelsstufen haben mich schon bei den Hunderten von Steiner-Büchern wenig überzeugt.
(Warum braucht ein Mensch eigentlich so viele Zeilen, um auf den Punkt zu kommen?)

Nicht weil die Engel sich in Büchern nicht offenbaren, sondern weil all diese religiören Ableitungen des Menschen den geneigten Leser zum Idioten stempeln (abgehen vom Theodizeeproblem) indem sie in infinten Regressen baden, Schlüsse aus ungenannten Prämissen ziehen und eigentlich nur den Autor entlarven aber nicht das Geheimnis der Entwicklung des Lebens.

Paul fasst seine Studie zusammen:
Allgemein korrelieren höhere Werte für einen Glauben an einen Schöpfer und dessen Verehrung mit höheren Raten bei Mord, Sterblichkeit bei Jugendluchen und jungen Erwachsenen, Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten, Schwangerschaften bei Minderjährigen und Abtreibung in wohlhabenden Demokratien.

Wer jetzt glaubt, die Wissenschaften wären eine Heilslehre gegen den religiösen Irrglauben, der sollte sich mal die Sonntagsreden von den Kanzeln der Experten anhören, seien sie aus Harvard, Stanford oder gar dem Kieler Wirtschaftsinstitut...ach ja, die haben übrigens ein lustiges Papier über die Staatsubventionen verfasst. Leider ist dort - anders als bei der Evolutionstheorie - nicht der Zufall am Werk. Ein Glück, dass es dort nur um 160 Milliarden geht, ein Glück, dass die Deutsche Bahn als privates Unternehmen genauso viel Geld erhält wie die Bundeswehr. Ein Glück, dass die besten Wissenschaftler die Regierung beraten. Ein Glück, dass Wissen nur eine Vorstufe zu Erkenntnis ist. Noch mehr Glück haben wir, dass wir das aktuelle Wissen in bester wissenschaftlicher Manier als zufällig bezeichnen können.

Denn Ernst nehmen, kann man nur noch diejenigen, die Angst einjagen wollen, denn sie haben offenbar soviel davon in sich, dass sie sie loswerden müssen.

Und es gibt ein probates Mittel gegen die Angst der Anderen in Gestalt ihrer Gewalt: die Abwesenheit der Anderen, sie ist es die nach dem Geld und der Freizeit das höchste Gut des neuen Jahrhunderts wird.

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Geschwür
Daß Religiosität dem Zusammenleben nicht förderlich ist mag sein, doch der Entschluß der Anderen Abwesenheit sei ein Lösungsansatz führt ja ebenfalls nicht zusammen. Werden Unhabhängigkeit, Ungebundenheit und die Abkehr vom "Nächsten" zu neuen Göttern? Gott ist tot heißt es, wenn damit auch die Hinwendung zum Anderen stirbt wird auch "sein Ebenbild" wohl nicht mehr lange existieren. Im übrigen sind wir dank Zivilisation ja eh schon länger auf dem Weg zu kollektivem Selbstmord und Zerstörung - Das letzte, was uns noch verbindet ein Geschwür das sich selbst verdaut...

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Neue Götter
Toll wäre es mit Georges Bataille den Gott in der EXTASE und in der Kopflosigkeit zu finden. Schön wäre es auch, wenn Partnerschaften und Beziehungen zugunsten einer Bindung aufgegeben würden. Dann wären Eheverträge, Selbstverwirkung und ähnliches sicher unpopulärer. Die Hinwendung zum Anderen findet ja selten zu einem Fremden statt sondern häufiger zu einem MEnschen als Projektion der eigenen Ängste, verdeckten Stärken, der Eigenliebe etc. Der oder die Andere ist dann nur noch überflüssig, weil irgendwann der Selbstbetrug auffliegt und der Andere bei der Eigenliebe durch Persönliches stört...
Mag sich verbitter anhören, aber wurde sehr oft beobachtet und erlebt. I wonder what the future holds...

Zivilisation ist eben ein anderer Ausruck für Hemmnis. Diese umgehen mächtige und reiche Bevölkerungsgruppen doch sehr still und leise und damit sehr effektiv, nicht wahr?

Haben Sie Vertrauen! Liebe mich mehr! Bist Du feige! sind alles Sätze, die jemanden auffordern, in die Falle zu tappen. So etwas sagen nur bestimmte Menschen, die keinen Anlass bieten zu lieben, Vertrauen zu fassen oder gar Mut zu haben.

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Falle
Das Leben versteinert oft in seltsamen Formen. Veränderung wird zu Gunsten alter Eindrücke vom Gegenüber übersehen, die Fliege hilft der Spinne das Netz zu weben und Bindung erlebt man in sich, merkt der Andere noch lange nicht.
Verbitterung, ist das das Leben? Systematisch in der Schule, aus Unvermögen in Familie, ein fortschreitender und sich oft auch selbsterfüllender Weg.
Extase und Kopflosigkeit, ob ich für so einen Gott frei genug wäre? Freiheit liegt in uns, aber Gefängnisse auch.

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Leicht
Es mag zu einfach klingen, aber aus eigener Erfahrung: Das Leben in südlichen Gefilden mildert alles: Einsamkeit zu Alleinsein, Bindung zu Gemeinsamkeit und Versteinerung zu einem Gefühl Etwas-gut-verpassen-zu-können. Try it!

Achja, Hegel meinte, Freiheit sei Einsicht in das Notwendige...Gefängnisse können guten Schutz bieten!

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