Moravagine malt immer noch.
Sonntag, 18. September 2005
Der Garten macht blind.
So.
Eben mindestens 80qm umgegraben und danach lange über die weite der Ebene geschaut. Das kleine Mittelgebirge am Horizont hat heute keine schnell wachsenden Wolken umhergeschickt. Von Zeit zu Zeit wurden die Stimmen der Fußballer vom kleinen Platz im Nachbardorf vom leichten Wind herüber getragen. Ein paar Grillen zirpten und nach einiger Zeit bröckelte die schnell trocknende Erde vom Spaten. Es roch wie früher, als ich mit 9 oder zehn hinter den Bauerngärten "in der Grund" nach Fröschen und Feuersalamandern Ausschau hielt.


Paralleluniversum.
Ein Wunder, dass zur gleichen Zeit der Ehrgeiz und die falsche Form der Eris - es gibt ja laut Nietzsche noch die gute Form von Neid als Motor des künstlerischen und sportlichen Wettbewerbs - draußen in der Welt des humanen Ingenieurbaus namens Nation, eine neue Simulation an die kollektive Projektionswand der Zukunftsangst werfen. Die Spezies Mensch ist schon eine pittoreske Gattung.

Ob ich mich erinnere, wo ich meinen Wahlzettel liegen habe? Nein, meine Wahrnehmung ist sehr selektiv. Alles was Gestell ist, landet erst gar nicht in meinem Kurzzeitgedächtnis, es erreicht noch nicht mal meine Retina. Dort lagern sich nur Sonnenstrahlen, Blütenstaub und der Duft von frischer Erde an. Alles andere löscht mein ästhetisches und gesellschaftliches Antivrienprogramm bereits vor dem lokalen Speichern: Zu hoher SPAM-Wert!

Da werden Marginalen wie postalische Attachments in Berlin- oder Nigeria-SPAMMAILS mit Subjects wie "Wahl" oder "Ändern Sie Ihr Leben noch heute mit..." gleich geschreddert.

Da sage noch einer, der Mensch funktioniere nicht wie ein Computer. Allerdings hat offenbar nicht jeder upgedatete Viren/Blacklist-Dateien. Manche haben offenbar noch nichtmal minimale Eingangskontrollen in ihrer Wahrnehmung...

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Mittwoch, 14. September 2005
The lesson is clear...
there can be no safety in looking away!

Das sagte heute der ältere Herr aus Texas, der seinem Vater mit saudi-arabischem Geld ähnlich werden wollte. Und er bescheinigte der UN-Charta zum 60. Geburtstag eine gewisse Existenzberechtigung, da er bzw. sein Volk viel internationale Hilfe wegen des Hurricans Katrina erhielt. So wäre der Grundgedanke der UN einmal mehr im transnationalen Mitgefühl begründet.

Ob es wohl vor kurzem in seinem eigenen Land Menschen gab, von denen institutionell weg gesehen wurde?

War das tagelange strategische, zufällige oder gar taktische Wegsehen von den Verhältnissen rund um New Orleans nur eine Lektion gegen Sodom und Gomorra?

Was für eine Lektion war es wohl? Sicherheit braucht man am Golf von Mexiko nicht, weil man doch dort den Jazz hat?

Oder ist diese große Nation einfach nur in den Händen weniger kleiner Menschen mit narzistischer Störung. Ist es einfach so wie immer in Demokratien, dass die Menschen mit den stärksten seelischen Deformationen die besten Projektionsflächen für die Hoffnungen der Massen liefern? Einfach nur, weil sie niemals eine eigene authentische Persönlichkeit entwickeln durften wegen des enormen sozialen Drucks aus Familie, Gemeinde, Peer-Group etc. und ihre soziale Maske einfach perfekt ist?

The lesson is clear: Es dürfen nur noch diejenigen Politiker werden, die nachhaltig und grundsätzlich eigene Meinungen ohne Anleitung entwickeln können und die nicht aus den Sozialisationsmaschinen der religiösen, aufgeklärten oder gar postmodernen Horizonte kommen mit dem Siegerlächeln der Zugehörigkeit zu einem Großen und Ganzen, das als monistischer Realitätstunnel auch noch Wirklichkeit oder gar Wahrheit beansprucht. Vielleicht sollten zukünftige Politiker profunde Kenntnis im Konstruktivismus nachweisen müssen, dessen Fehler und Vorzüge in einer Art Führerschein gegen die Fehler und Vorzüge von religiösem und historischem Fundamentalismus so lange ausdiskutieren, dass beide öffentlich als mentale Repräsentation der kindlichen Ohnmacht einwandfrei entlarvt werden können.

Aber wir kennen ja den Umgang der modernen Welt mit autokogitiven Subjekten: Wer selber denkt, und sich nicht mit zitiertem und vorgekautem Gedankengut schmückt, wird günstigenfalls solange mit Isolationshaft im Universitätsleben oder schlechterdings an der Bushaltestelle bestraft, bis er oder sie ausreichend autoagressive Punkte gesammelt hat, dass er oder sie aus dem öffentlichen Leben verschwindet. Das geht doch auch schneller:

Werden wir doch gleich privat. Damit liegen wird im Trend der wenigen großen Familien, die mehr als die Hälfte der Welt besitzen.

The lesson is clear:
Going Private rules!

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Montag, 12. September 2005
Glaube, Hiebe, Täuschung...
Was in den ganzen Diskussionen rund um jede Wahl, sei es eine Bundestagswahl oder gar eine Europawahl, am meisten frappiert, ist die existenzielle Berechtigung dieser Demokratie-Showcases. Denn je mehr Kritiker, böse Kommentatoren oder gar ewige Besserwisser auf den Plan treten - und das Internet bietet den ewig zu kurz gekommenen ja eine treffliche Plattform - desto mehr Realität erhalten diese müden Pseudo-Volksbeteiligungen.

Ahnt man noch im alltäglichen politischen Geschäft, dass arbeitsscheue Lehrer und erfolglose Juristen gute Beschäftigungsmöglichkeiten in den Parteien erhalten, um sich für die Schulhofkloppe aus der Kindheit zu rächen - da mutieren diese ehemaligen Parias in sinnfreien Diskussionsrunden zu geistlosen Wortwerfern abgezirkelter und in sich völlig kontextfreier Parteiprogramme.

Und wenn dann ein schlaumeierischer Journalist ohne großes Engagement hinter den Phrasen völlig wild zusammengestückelte Verbandsslogans entdeckt und auf Konsistenz pochen will, da genügt ihm oder ihr das Aufdecken von mentalen Lücken im Redner. Ein Argumentum ad hominem wird dann nur noch durch den noch lächerlicheren Aufklärungsimpetus unterboten, der den Politikern mangelnde parteiinterne Abstimmung vorwirft. Als ob die alle bei denselben Verbänden und Firmen auf der Payroll ständen. Nein, sie erhalten vom Steuerzahler ein Gehalt - wie immer ohne Anteil für das Altersruhegeld - und von den nicht mehr Steuern zahlenden Firmen und Verbänden Beraterverträge. Dafür liefern sie lustige Abkommen wie beim Mautdebakel, wie die Zuschußorgien bei der Deutschen Bahn oder gar Rentnerregen wie bei der Post-Privatisierung. Arme Menschen erhalten Schweigegelder und sind trotz der ständigen Kürzung derselben immer noch treu ergeben, wenn es ans Assimilieren der unausgegorenen Gedankenversuche aus dem Hause McDisney, Kinder Prüfen Meine Gesellschaft oder gar Bürger Strategy Partners in Gestalt 120seitiger Pamphlete provinzieller FH-Dozenten geht, die sich die Herren und Damen Politiker nicht entblöden in den Medien auch noch wiederzukäuen.

Ich wünsche mir anspruchsvolleres und vor allem besseres Theater rund um diese Simulation eines Staatswesens. Warum treten die Volksvertreter nicht in mentalen oder physischen Wettkämpfen gegeneinander an. Wozu sollten benchgemarkte Schulen sonst da sein? Die mangelhaften rhetorischen Fähigkeiten langweilen, und die impertinenten Wiederholungen des ewig gleichen Flachdenkens sind ein Affront gegen den zivilisierten Geist.

Warum gleichen sich eigentlich immer alle Inhalte bis auf unwesentliche Details, die im Entscheidungsprozess flugs auch der Strecke bleiben?

Steckt der unbewegte Beweger dahinter? Sind Sie das Herr Soros oder gar DeBeers? Wer simuliert eigentlich die Führungsriege in Deutschland? Oder haben sich diesen reduzierten Getreidekaffee tatsächlich mehrere Gehirne in einem Anfall von Obskurismus ausgedacht, um zu testen, wie anspruchslos ein ganzes Volk sein kann. Sicher nicht, es gibt ja noch weit flachere Existenzutopien als die deutschen. Man denke nur an...

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