Moravagine malt immer noch.
Mittwoch, 11. Mai 2005
Das erste Computerspiel
Es ist keine Frage: Brot und Spiele sind essenziell für die Entwicklung höherer Organismen.

Im digitalen Zeitalter ist aber nun offenbar Schluß mit lustig. In den USA und Kanada will man (oder hat schon) Minispiele wie Solitaire oder Minesweeper von den Büro-PCs vertreiben, weil die Mitarbeiter zuviel Zeit mit dem Spielen verbringen.
Ein kalifornischer Abgeordneter namens Leland Yee reiht Computerspiele in dieselbe Kategorie wie Pornos und Alkohol.
Das finde ich sehr treffend.
An der Nachfrage solcher Genußmittel kann man erkennen, wie zentral das Problem eingeschätzt wird. Stellen wir uns vor, eindimensionale, sinnentleerte und ohne Folgenabschätzung vorgetragene Gedanken würden einfach verboten. Die meisten Politiker, Experten und anderen Profilneurotiker müssten erst lange denken, bevor sie öffentliche Mitteilungen in Pressemitteilungen oder Interview hinein blasen. Das gäbe eine heilige Ruhe.

Ich bin dafür, dass alles, was uns Zeit und Nerven stiehlt und auf lange Sicht schädlich ist, verbannt wird. Die Frage ist nur, was machen wir mit den Tausenden arbeitslosen Medienschaffenden und ihren Zwillingen, den Politikern und Vorständen? Kann man die auch so einfach loswerden wie Schnapsflaschen und Softwarekartons.
Wiese1 Ach ja, hier kann man übrigens das erste Computerspiel spielen, das lange vor PONG in den Sechzigern erstellt wurde. Natürlich im Weltraummillieu - was sonst interessiert abseitige Menschen. Gerade in den USA und gerade am MIT.
Pfui, Mr. Yee lassen sie uns zum Angriff blasen auf diesen Sündenpfuhl. Für eine reine Welt dank Clementine! Mit sauberen Gedanken und sauberen Zeitverschwendungen wie dem Warten auf das abgestürzte System, damit wir die Buchungen zum fünften mal eingeben können, mit dem Warten auf das Mitarbeiter-Portal, das mal wieder sehr viel Zeit braucht zum Laden der Portlets oder beim Durchsuchen der 2346 Ergebnisse der Intranetsuche. Wobei der aktuellste Treffer aus dem Jahr 1998 kommt.

Nein. Alle Time Bandits müssen weg und zwar radikal - ob Mensch oder Software. Wir müssen ja die Produktivität steigern. Denn glücklicherweise lehren die Ökonomen noch heute, dass die Nachfrage nie nachlässt; sie wandert nur in andere Märkte.

Zurzeit ist sie in Asien und bastelt dort ein Wirtschaftswunder nach dem anderen. Ich freue mich schon auf die ganzen Zeitverschwender, die dann auf uns zukommen, wenn deren Pensionsfonds auf Beutezug gehen. Das sind dann nicht solche Spielzeugfirmen wie unsere lieben Heuschrecken. Das werden wirkliche Mächte sein. Sie werden in dreißig Jahren die letzten 10 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland aus Effizienzgründen wegschicken - zum Saufen und Computerspielen.

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