Dienstag, 20. September 2005
Die Wahl und die Statistik
moravagine, 14:58h
Es gibt seit der Bundestagswahl 2005 einen klaren Verlierer: Und das ist die Demoskopie. Seit deren kläglichem Abschneiden hinsichtlich der Prognosen angsichts des realen Wählervotums wäre es sicher hilfreich, wenn wir die Demoskopie insgesamt abgeschaffen würden. Vergleicht man die klare Führung der CDU in den seriösen Wahlprognosen vor dem 18.09. mit dem realen Wahlergebnis, sollte man schon von Scharlatanerie sprechen und den Angestellten und Führungskräften der Forschungsgruppe Wahlen sowie Infas/Emnid etc. nahe legen, den Beruf zu wechseln.
Ist den erfahrenen, reiferen Geistern der fromme Glaube an statistische Erhebungen eher eine Art lächerlicher Glaubenskongregation mit fundamentalistischem sozialwissenscahftlichem Empirieanstrich, so hat es sich nun ausgeglaubt mit der statistischen Empirie. Sie wurde als unzulässige Spielart des Wirklichkeitsnachweises entlarvt.
Was das für die Marktforschung bedeutet? Erinnern wir uns an Mitarbeiterumfragen zu Wissensmanagement, Wissenstransfer, Kollegenexpertise etc.
Dann wird schnell klar, dass in autoritär geführten Unternehmen vom Schlage Siemens, Bertelsmann oder Continental eigentlich keine gedankliche Tätigkeit stattfindet ohne zutun von fremden Kräften wie Doktoranden, Diplomanden und Praktikanten, deren Hirne von alteingessesenen Stuhlsägern angemolken werden. Denn auch dort werden die Mitarbeiter niemals Gedankengut kundtun, das nicht opportun ist.
Genauso funktioniert moderne Marktforschung: In selbst erfüllender Prophezeiung werden Fragen entworfen, die Erwartungfen gar nicht falsifizieren können, da außen stehende Aspekte praktisch nicht mit gedacht werden. Erinnert alles ein bißchen an Peter Drucker und sein Verdikt aus den Neunzigern des letzten Jahrhunderts: "Nur das Wissen über Nichtkunden und Nichtlieferanten zählt." Alles andere ist Schmuck am Nachthemd.
Aber wie hätte man das Wissen erlangen können über diejenigen, die sich aus besserem Wissen oder aus Angst bedeckt halten?
Ganz einfach: Man beachte die Heisenbergsche Ünschärferelation auch in Umfragen. Die Umfragesituation selbst verfälscht ihre Ergebnisse.
Ich denke seit letztem Sonntag wäre ein vollständiges Einfrieren jeglicher staatlicher Mittel für statistischen Firlefanz in den Politik- und Sozialwissenschaften ein probates Mittel, um zielorientiertes Reputationsmanagement für diese Land zu betreiben.
Wir sollten umdenken. Vor allem diejenigen, die Statistik als beweiswürdig oder gar empirischen Nachweis ansehen.
Auf Nimmerwiedersehen empirische Sozialforschung des 20. Jahrhunderts!
Nachtrag: Ach ja, die Demoskopen haben eine interessante Erklärung der Unmöglichkeit der Wahrheitsfindung durch Befragung: Sie bezichtigen ihre Befragungsobjekte der Lügen! Sollten Statistiken etwa doch nicht objektiv sein. Sowas aber auch...
Siehe hier. Klaus Kocks sollte besser ein oder zwei Praktikanntinen nach der Konsistenz seiner Äußerungen befragen, bevor er sich selbt derart entlarvt. Aber das ist wohl der Herdentrieb: Erst demontiert sich der Kanzler aufgrund von Bungee-Endorphinen, dann springen auch noch seine Weggefährten über die Klippen...
Ist den erfahrenen, reiferen Geistern der fromme Glaube an statistische Erhebungen eher eine Art lächerlicher Glaubenskongregation mit fundamentalistischem sozialwissenscahftlichem Empirieanstrich, so hat es sich nun ausgeglaubt mit der statistischen Empirie. Sie wurde als unzulässige Spielart des Wirklichkeitsnachweises entlarvt.
Was das für die Marktforschung bedeutet? Erinnern wir uns an Mitarbeiterumfragen zu Wissensmanagement, Wissenstransfer, Kollegenexpertise etc.
Dann wird schnell klar, dass in autoritär geführten Unternehmen vom Schlage Siemens, Bertelsmann oder Continental eigentlich keine gedankliche Tätigkeit stattfindet ohne zutun von fremden Kräften wie Doktoranden, Diplomanden und Praktikanten, deren Hirne von alteingessesenen Stuhlsägern angemolken werden. Denn auch dort werden die Mitarbeiter niemals Gedankengut kundtun, das nicht opportun ist.
Genauso funktioniert moderne Marktforschung: In selbst erfüllender Prophezeiung werden Fragen entworfen, die Erwartungfen gar nicht falsifizieren können, da außen stehende Aspekte praktisch nicht mit gedacht werden. Erinnert alles ein bißchen an Peter Drucker und sein Verdikt aus den Neunzigern des letzten Jahrhunderts: "Nur das Wissen über Nichtkunden und Nichtlieferanten zählt." Alles andere ist Schmuck am Nachthemd.
Aber wie hätte man das Wissen erlangen können über diejenigen, die sich aus besserem Wissen oder aus Angst bedeckt halten?
Ganz einfach: Man beachte die Heisenbergsche Ünschärferelation auch in Umfragen. Die Umfragesituation selbst verfälscht ihre Ergebnisse.
Ich denke seit letztem Sonntag wäre ein vollständiges Einfrieren jeglicher staatlicher Mittel für statistischen Firlefanz in den Politik- und Sozialwissenschaften ein probates Mittel, um zielorientiertes Reputationsmanagement für diese Land zu betreiben.
Wir sollten umdenken. Vor allem diejenigen, die Statistik als beweiswürdig oder gar empirischen Nachweis ansehen.
Auf Nimmerwiedersehen empirische Sozialforschung des 20. Jahrhunderts!
Nachtrag: Ach ja, die Demoskopen haben eine interessante Erklärung der Unmöglichkeit der Wahrheitsfindung durch Befragung: Sie bezichtigen ihre Befragungsobjekte der Lügen! Sollten Statistiken etwa doch nicht objektiv sein. Sowas aber auch...
Siehe hier. Klaus Kocks sollte besser ein oder zwei Praktikanntinen nach der Konsistenz seiner Äußerungen befragen, bevor er sich selbt derart entlarvt. Aber das ist wohl der Herdentrieb: Erst demontiert sich der Kanzler aufgrund von Bungee-Endorphinen, dann springen auch noch seine Weggefährten über die Klippen...
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